“Viele Museen sind offen für neue digitale Wege”

Interview mit Florian Trautmann, Gründer der Museumsapp FAROart und Geschäftsführer der Agentur IT intouch

16. August 2023

Was genau ist FAROart und wie funktioniert die App?

“FAROart ist eine hochmoderne Smartphone-App für Museumsbesucher, die in Kombination mit festinstallierten Bluetooth-Beacons im Museum als multimedialer Museumsführer fungiert. Mit FAROart kann der Besucher an jedem Exponat ganz nach Wunsch einfach, kontaktlos und ohne Internetverbindung ortsspezifische Informationen auf seinem Smartphone empfangen – in Form von Text, Audio, Video oder sogar Augemented oder Virtual Reality. Auf diese Weise kann FAROart den Besuch im Museum zu einem individuellen und unvergesslichen Erlebnis werden lassen.”

Wie und wann entstand die Idee zur Gründung einer App wie FAROart?

“In den Jahren 2012 und 2013 war oft die Rede davon, dass Bluetooth-Beacons in Museen ein enormes Potential besitzen, jedoch existierte damals keine entsprechende Lösung. Das wollten wir ändern. 2014 haben wir dann mit dem Sportmuseum in Köln einen Pilotkunden gefunden, der gemeinsam mit uns das innovative Gebiet der Indoor-Ortung durch Beacon-Technologie erforschen wollte.”

Über welche Stolpersteine musstest Du während der Gründung steigen?

“Zunächst war es eine Herausforderung, den passenden Hersteller für die Bluetooth-Beacons zu finden. Wir hatten zu Beginn einige Beacons, die nicht zuverlässig funktioniert haben. Nach vielen Versuchen und Analysen haben wir letztendlich einen zuverlässigen Partner gefunden.

Eine weitere Herausforderung war es herauszufinden, wie die Beacons bestmöglich platziert und eingestellt werden müssen, damit sie zur richtigen Zeit auslösen.

Die ersten Beacons hatten zudem eine sehr geringe Akku-Laufzeit. Dies hat sich mittlerweile aber vervielfacht und die Lebensdauer beträgt nun mehrere Jahre.”

Welche Ziele verfolgt Ihr mit einer multimedialen Museums-App?

“Wir möchten Museumsbesuchern auf moderne und unaufdringliche Arte weitere Inhalte zu Exponaten vermitteln, um Kultur lebendig zu halten und Museen in das neue, digitale Zeitalter zu begleiten. Beacons ermöglichen dies, ohne das QR-Codes oder Ähnliches an Exponaten angebracht werden müssen. Zusätzlich war immer das Ziel, dass FAROart für Museen erschwinglich ist und dass wir die App über unterschiedlichste Module nach und nach erweitern können.”

Welche Inhalte waren/sind Dir bei FAROart besonders wichtig? Was ist Euer USP?

“Die Indoor-Lokalisierung via Beacons ist schon unser USP. Stolz sind wir aber auch auf neue Module wie Augemented Reality und unseren ChatBot auf Basis von ChatGPT.”

Welche Vorteile bietet die App für die Anwender?

“FAROart bietet sehr viele Vorteile sowohl für die Museen als auch für die Besucher. Zu den Hauptvorteilen für die Museumsbesucher zählen sicherlich die neue, spannende Art der Kulturvermittlung sowie die Flexibilität in der Anwendung. Das bedeutet, dass jeder einzelne Besucher seinen Aufenthalt nach individuellen Interessen gestalten kann – oder auch nach individuellen Möglichkeiten, die App bietet nämlich einen vollkommen barrierefreien sowie zeitlich und örtlich unabhängigen Zugang zum Museum.

Die Museen profitieren davon, dass sie somit ein breiteres Publikum ansprechen und höhere Einnahmen generieren. Zugleich sind die Kosten für Hardware und Wartung sehr gering. Darüber hinaus ist es mit FAROart für die Museen möglich, das Verhalten der Besucher zu analysieren um so ihre Ausstellungen an die Anforderungen und Wünsche des Publikums anzupassen, was langfristig wiederum zu höheren Einnahmen führen kann.

Interessierte Museen können sich gerne auf unserer Webseite www.faroart.de informieren. Dort finden sie auch Ansprechpartner, an die sie sich für eine persönliche Beratung direkt wenden können.”

Welche Erfahrungen hast Du bisher gesammelt in der Zusammenarbeit mit den Kultureinrichtungen?

“Wir arbeiten mit unserer Agentur IT intouch in diversen Branchen. Im Kulturbereich fällt aber besonders stark auf, dass meist eine sehr angenehme und wertschätzende Art der Zusammenarbeit existiert. Manchmal sind Entscheidungsprozesse langwierig, darauf haben wir uns aber eingestellt. Schön ist es auch zu sehen, dass Kultureinrichtungen mittlerweile viel Wert auf technische Innovation legen. Dementsprechend offen sind viele Museen für völlig neue, digitale Wege.”

Die App bietet auch die Möglichkeit zur Analyse der Benutzerdaten. Wie ist der Datenschutz gewährleistet?

“Wir verwenden ein OpenSource Analysesystem und hosten dieses auf eigenen Servern in Deutschland. Es wandern demnach keine Daten ins Ausland und die Daten werden auch nicht anderweitig verwendet. Das Museum bekommt aber umfangreiche Eindrücke über die Nutzung von FAROart und kann sich somit hervorragend auf die Wünsche des Publikums einstellen.”

Vor welchen Herausforderungen steht Ihr noch?

“Wir haben noch sehr viele Ideen und setzen auch schon Einiges um. Es ist aber schon eine Herausforderung die vielen guten Ideen zu priorisieren. Am liebsten hätte ich alles sofort.”

Hast Du noch weitere Pläne mit FAROart?

“Aktuell integrieren wir erste KI-Anwendungen in FAROart. Unser Chatbot auf Basis von ChatGPT macht hier den Anfang. In Zukunft werden sich hier sicherlich noch viele neue Möglichkeiten ergeben.”

Was erhoffst Du Dir für die Zukunft von FAROart? Wo steht die App in fünf Jahren?

“Technisch tut sich akutell sehr viel. Wir werden stets neue Technolgien in FAROart integrieren, sobald diese marktreif sind. Hier wird vor allem KI und eine verbesserte Indoor-Ortung für uns relevant sein. Aber auch weitere Möglichkeiten im Bereich Augmented Reality sind interessant. Wer weiß, vielleicht kann man bald die App auch auf einer Apple Vision Pro nutzen? Natürlich wünschen wir uns auch weiterhin ein reges Interesse an FAROart und viele glückliche Bestandskunden.”

Was wäre Dein Rat an andere Gründer?

“Manchmal ist man mit einer guten Idee zu früh dran und es braucht etwas Zeit bis diese zündet.”

Wie digital ist die Zukunft der Kulturbranche bzw. welche Rolle werden Apps und digitale Tools zukünftig in der Branche spielen?

“Es ist schön zu verfolgen, wie sich die Museumslandschaft weiterentwickelt und dass technische Innovation im Kulturbereich mittlerweile ein zentrales Thema ist. Dementsprechend zeigen sich mehr und mehr Museen offen für digitale Fortschritte und wollen neue Wege einschlagen – dabei möchten wir sie gerne begleiten.”

Florian Trautmann